„Heterogenität in Schule und Unterricht ist fachübergreifend ein Thema. Der Religionsunterricht steht u.a. vor der Herausforderung, didaktisch auf konfessionelle Heterogenität der Schülerinnen und Schüler zu reagieren.
Die Deutsche Bischofskonferenz hat Empfehlungen für die Kooperation des katholischen und evangelischen Religionsunterrichts ausgesprochen (2016). Religionsunterricht in Deutschland kann – unter gewissen Bedingungen – auf dieser Grundlage in gemischt konfessionellen Lerngruppen, also etwa mit evangelischen und katholischen Schülern, über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden. Planung und Gestaltung von Religionsunterricht erfordert vor diesem Hintergrund eine besondere Berücksichtigung von Konfessionen – insbesondere, da Religionsunterricht auch in konfessioneller Kooperation erteilt, kein konfessionskundlicher, sondern ein bekenntnisgebundener Unterricht ist.
Worin besteht der Gewinn eines solchen Unterrichts für die Schülerinnen und Schüler? Ein wesentliches Ziel konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts ist Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, das Christentums in seinen konfessionellen Ausprägungen wahrnehmen und deuten zu können. Im Unterricht gilt es, nicht lediglich Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zu thematisieren, sondern Gemeinsamkeiten der Konfessionen zu stärken und dennoch den Unterschieden gerecht zu werden: Glaubens -und Wahrheitsfragen beider Konfessionen sollten offen thematisiert und miteinander ins Gespräch gebracht werden. Auf diese Weise können Stereotype und Vorurteile abgebaut werden.
Im konfessionell-kooperativen Religionsunterricht begegnen die Jugendlichen beiden Konfessionen sowie individuellen Positionierungen. Im Unterschied zur Religionskunde benötigt konfessionell-kooperativer Unterricht Positionalität, um glaubwürdig ein Identifikationsangebot anzubieten. Schülerinnen und Schüler können in konfessionell-kooperativen Lernsettings Bekenntnisfähigkeit und religiöse Standpunktfähigkeit erlangen, wenn der Unterricht den Anspruch hat, dass verschiedene Perspektiven (der Schülerinnen und Schüler, der Lehrperson, inhaltliche Perspektiven aus Kultur und geisteswissenschaftlicher Sicht, aus christlicher und konfessionsspezifischer Sicht sowie islamischer und jüdischer Sicht) eingebracht und wahrgenommen werden können (vgl. Woppowa, 2015; Pohl-Patalong et al., 2016 bzw. 2017).“
Konfessionelle Kooperation weist somit dem Religionsunterricht einen Weg in eine Zukunft, in der aus organisatorischen wie demographisch-sozialogischen Gründen der Religionsunterricht neue Wege beschreiten muss.
nach: Caruso, Carina/ Hengesbach, Rudolf, Angehende (Religions-)Lehrkräfte begleiten aber wie? Eine Handreichung für Praxis in Schule und Unterricht, 3. überarbeitete und ergänzte Auflage. Paderborn, 2019 (eingereicht und im Druck). Demnächst in gedruckter Form sowie auch online verfügbar (IRuM Paderborn).